Geld und Status sind nicht mehr so wichtig
Im Kampf um die klügsten Köpfe werben viele Unternehmen mit besonderen Vertragsbedingungen um die Gunst der Bewerber und Bewerberinnen. Geld ist in den Verhandlungsgesprächen nicht mehr das wichtigste Thema. Das zeigte sich bei der Diskussion im 1. GA-Forum Attraktive Arbeitgeber in den Design Offices am Bonner Hauptbahnhof.
Sabine Cox (CONET) hat einen Wertewandel bei den Bewerbern und Bewerberinnen beobachtet. „Im letzten Jahr haben wir eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet, die heißt, Arbeite doch, wo du willst’ oder, Arbeiten Sie doch, wo Sie wollen.” Diese Kampagne sei die bisher erfolgreichste von CONET auf dem Employer Branding Market.,, Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können bis zu acht Wochen im Jahr im europäischen Ausland arbeiten.” Dieses Angebot sei bei den Mitarbeitenden unglaublich gut angekommen. „Das hat unsere Mitarbeiter sehr stolz gemacht und dazu geführt, dass die gerade eingestellten Young Professionals die Kampagne an die Hochschulen weitergeleitet haben.” Grundsätzlich könne jeder von jedem Ort aus arbeiten. „Dieser Mut, dieses Zutrauen und diese Wertschätzung haben die Kampagne so authentisch gemacht und so eine große Identifikation mit dem Unternehmen erzeugt.” Allein die Möglichkeit zu haben, hybrid von überall zu arbeiten und flexibel zu sein, sei der größte Benefit. ,,Das zählt bei den Leuten.”
„Wir haben kein Einstellungsgespräch mehr, in dem die Themen Home-Office und Flexibilität nicht auf gleicher Ebene diskutiert werden wie das Gehalt”René Königshausen, PSD Bank West eG
René Königshausen (PSD Bank West eG) sagte, dass sich die Anforderungen von Bewerbern und Bewerberinnen an ihre Arbeitsstelle veränderten: „Wir haben kein Einstellungsgespräch mehr, in dem die Themen Home-Office und Flexibilität nicht auf gleicher Ebene diskutiert werden wie das Gehalt.” Diesem Wunsch potenzieller Bewerber versuche die PSD Bank nachzukommen – und zwar für alle Bereiche, also sowohl für die Beschäftigten im Backoffice als auch im Vertrieb und im Kundenservice. Wichtig sei, dass beim Thema Home-Office alle Mitarbeitenden die gleichen Voraussetzungen hätten. Deshalb habe die PSD Bank in diesem Jahr ein Pilotprojekt gestartet, bei dem jedem Mitarbeiter sechs bis acht Tage Home-Office im Monat gewährt wurden. „Das hat sehr gut funktioniert”, berichtet Königshausen. „Wir können uns vorstellen, das Modell auf zehn bis 14 Tage auszuweiten, um unsere Attraktivität als Arbeitgeber noch weiter zu erhöhen.”
Bei den Stadtwerken indes liegt es in der Natur ihres Geschäftsmodells, dass vieles live und vor Ort in Bonn spielt. ,,Es gibt eine Menge Felder, auf denen digitales Arbeiten geht – vielleicht viel mehr, als wir das vor Corona gedacht haben”, berichtete Brigitte Klein. „Aber diesen Wunsch kann ich nicht überall erfüllen. Angesichts der vielen verschiedenen Berufsbilder im Konzern müssen wir auch den Menschen klarmachen: Wir können das nicht allen anbieten.” Der Busfahrer oder die Bahnfahrerin müsse im Fahrzeug sitzen, um den Fahrgast von A nach B zu bringen. Auch die Kollegen im Rohr- oder Kabelnetz können nicht als digitale Nomaden unterwegs sein. Diese Kollegen und Kolleginnen sind für uns genauso wichtig und wertvoll wie diejenigen, die ihren Laptop untern Arm klemmen und nur schnelles Internet brauchen.” In einem so heterogenen Arbeitsumfeld wie bei den Stadtwerken sei es eine Herausforderung, dafür zu sorgen, dass nicht der Eindruck bei einigen Mitarbeitenden entsteht: ,,Das sind die Coolen, die dürfen von überall mobil arbeiten, und wir sind die nicht so Gewertschätzten, weil wir weiterhin nur in Präsenz unsere Arbeit leisten können.”
“Wir haben die Mitarbeitenden Tickets, mit denen man die SWB-Linien nutzen kann, und wir haben das Fahrrad-Leasing eingeführt, was sehr gut angenommen wird”Ralf Albrod, Stadtwerke Bonn
Dafür bieten die Stadtwerke ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aber andere Benefits, erläutert Ralf Albrod: „Wir haben die Mitarbeitenden-Tickets, mit denen man die SWB-Linien nutzen kann, und wir haben vor einem guten Jahr das Fahrrad-Leasing eingeführt, was auch sehr gut angenommen wird.” Hinzu komme der Urban Sports Club”, berichtete Brigitte Klein: ,,Da kann man für einen sehr kleinen Monatsbeitrag bei allen unseren Partnern – vom Schwimmbad übers Fitnessstudio bis zum Golfclub-Sport treiben.”
Brigitte Klein hat zudem festgestellt, dass für die jüngere Generation der Status nicht mehr so wichtig sei. ,,Die jungen Menschen wollen keinen Dienstwagen. Ich kenne viele, die überhaupt keinen Führerschein haben und sich sagen: Wozu denn auch? Ich wohne in Stadtnähe, kann den ÖPNV nutzen, außerdem ist es umweltfreundlicher.” Diese jungen Menschen gewinne man mit anderen Themen, zum Beispiel mit dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun: ,, Du hast hier bei uns die Chance, etwas mitzugestalten in unseren Kernthemen Klimaneutralität oder Mobilitätswandel.” Das sei es, was junge Menschen spannend finden, so Klein.
René Königshausen berichtet, dass die PSD Bank gezielt in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen investiert, um sie langfristig zu binden. ,,Wenn sie sich weiterentwickeln möchten, muss man ihnen etwas anbieten”, betont Königshausen. Ein weiteres positives Beispiel für die Karriere im Unternehmen sei das Führungsförderprogramm Talente-Mapping, an dem talentierte Nachwuchskräfte teilnehmen können. ,,Auf diesem Weg haben wir das besondere Talent eines jungen Kollegen entdeckt und ihn zum Leiter der Vermögensberatung in unserer Bonner Filiale gemacht.”
Valentin Lehnert (Swiss Life Select) berichtete, dass die Mitarbeiter des Finanzberatungsdienstleisters selbst Versicherungspakete oder Investmentangebote zu Vorzugskonditionen erhalten. Außerdem setzt Lehnert auf Teambuilding-Maßnahmen, zum Beispiel einen gemeinsamen Bowling-Abend. Denn: ,,Wenn die Stimmung im Team gut ist, ist das Arbeitsergebnis meist auch gut.”